Müde

Viele Menschen fühlen sich angesichts der großen Herausforderungen, vor denen unsere globalisierte Welt steht, einfach nur überfordert und erschöpft. Sie sehen im gesellschaftlichen Wandel eher Zumutung als Chance und sind bereit, die Demokratie herzuschenken und den schlichten Parolen rechter Populisten zu glauben. Gegen Wohnungsmangel helfen Abschiebungen, gegen den Klimawandel Atomkraftwerke, und die Wirtschaft kurbeln wir an, indem wir wieder Gas aus Russland beziehen und Frauen zurück in die Küche schicken. Angesichts eines dermaßen Rollbacks gilt es, hellwach zu bleiben. Daher ist dieses müde Heft ein echter Weckruf.

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Inhalt

Körperspannung bewahren!

Unsere Gedanken zum neuen Heft

Reise zum Mittelpunkt der Herde

Zwischen Verschwörungs­theorie und Bilderbuch ist kaum ein Tier so eng mit dem Schlaf verbunden wie das Schaf. Grund genug, einmal die dickste Wollweste anzu­ziehen und eine Nacht lang im Stall zu schauen: Wie schlafen diese Tiere wirklich?

Rotten Apple

Donald Trump nutzt den Haushalts-Shutdown zur Erpressung und will Milliarden Dollar für die Infrastruktur von New York streichen. Obwohl es in der Stadt an allen Ecken und Enden bröckelt.

Vom Zauber der totalen Erschöpfung

Statt den Schlaf mit Apps zu optimieren und sich fit zu machen für den Job, sollte man lieber öfter mal tanzen bis zum Umfallen. Der französische Philosoph Florian Gaité über endlose Partys als Akt des Widerstands

Der Körper meiner Mutter

Was macht so ein Arbeitsleben mit einem Menschen? Die italienische Fotografin Eleonora Agostini hat darauf eine Antwort gesucht – und ihre Mutter, die über Jahrzehnte als Kellnerin gearbeitet hat, genaustens studiert

Das Nein nicht nur denken

Man reibt sich die Augen, aber in manchen Staaten liebäugeln Politiker und Bürger wieder mit dem starken Mann. Zeit an ein paar Helden und Heldinnen im Widerstand gegen die Diktatur zu erinnern, die als Vorbilder dienen können. Teil 1: ein Teenager

Diese Frau

Man reibt sich die Augen, aber in manchen Staaten liebäugeln Politiker und Bürger wieder mit dem starken Mann. Zeit an ein paar Helden und Heldinnen im Widerstand gegen die Diktatur zu erinnern, die als Vorbilder dienen können. Teil 2: die Journalistin

Berlin wacht

Man glaubt ja nicht, was in der Hauptstadt nachts für ein Alarm gemacht wird. Gut, dass es hell­wache Personen wie Sabine Berlin gibt, die dafür sorgen, dass wir alle gut schlafen können

Schläfchen im Trockenen

In einem Internetcafé in Taiwan suchen Menschen, die sonst wenig haben, nach einem Platz zum Ausruhen. Während er dort jobbte, machte der Fotograf Chih-Hsien Chen skurrile Schnappschüsse von ihnen

Da ist doch was faul!

Jetzt fängt auch noch Merz damit an, dass die Deutschen zu wenig arbeiten. Dabei trifft das nur im Durchschnitt zu. Insgesamt werden so viele Arbeitsstunden geleistet wie noch nie. Weil eben auch viel mehr Frauen arbeiten – und sich nicht nur um die Kinder kümmern. Ist doch nicht so schwer

Vom Zauber der totalen Erschöpfung – Warum die Idee vom grenzenlosen Wachstum nichts für unsere Körper ist

Berlin wacht – Die Leute vom Sicherheitsdienst sind einem ja oft suspekt. Zeit für eine gemeinsame Nacht

Komm doch später – Kann man eingeschlafene Beziehungen durch Slow Sex retten?

Mamma mia – Über den Körper einer Frau, die schon seit Ewigkeiten kellnert

Dem Ende so nah – Warum auf einer Skitour sieben von zehn starben und die anderen drei eben nicht

Kurz vor dem K.o. – Andere mit Drogen bewusstlos zu machen, ist groß in Mode. Zeit für Gegenwehr

Kleine Welt – Wie es ist, Long Covid zu haben

Immer dieses Lid – Schon klar, manchmal sieht man schrecklich alt aus. Aber deswegen zum Schönheitschirurgen? Na gut

Das Nein nicht nur denken – Wenn die AfD noch mehr Stimmen bekommt, braucht man Mumm, wie ihn diese Menschen im Dritten Reich hatten

DreamworksWährend ich schlafe, träumt meine Freundin neben mit die besten Drehbücher zusammen

Sick City – New York ist toll, zeigt aber wahnsinnige Ermüdungserscheinungen

Schläfchen im Trockenen – In diesem Internetcafé in Taiwan erfüllen sich viele den Traum vom Liegen

Reise zum Mittelpunkt der Herde – Erstaunlich, wie wenig Schafe nachts schlafen. Ein Besuch im Stall

Mitarbeiter dieses Hefts

cruella bobo

Künstlerin

Die Mitschriften delikater Träume einer Reporterfreundin waren so bunt und irrsinnig, dass man sich eigentlich schwer vorstellen konnte, was dazu die passende Bebilderung sein könnte. Mit cruella bobo sind wir schließlich auf eine Künstlerin gestoßen, mit deren Bildern wir uns am liebsten das ganze Büro tapezieren würden. Krakelig sind sie und dennoch gekonnt, voller Farben, aber nicht schrill, sondern herrlich optimistisch und doch hintergründig. Immer wieder entdeckt man Neues darin – ständig stößt man auf Lebendiges im scheinbar Hingeschmierten. Und dann sind cruellas Werke ja auch noch voller lustiger Texte. Es passte also in diesem Fall mit Artikel und Illustration wie mit Arsch und Eimer. Und wenn wir mal ein Heft in Wien produzieren, ist der Atelierbesuch bei cruella bobo fest eingeplant.

Aaron Sondermann

Direttore dell`Arte

Immer wieder kommt es in der Redaktion zu Missmut, wenn die Art-Direktion bei grafischen Trends folgt. Dann wird die Überschrift plötzlich ganz klein und die Seitenzahl ganz groß, oder es wird gleich eine Typo genommen, die man zwar nicht gut lesen kann, die aber gerade der heiße Scheiß ist. Von solchen Moden unangekränkelt, hat es Aaron bei uns krachen lassen und ein im besten Sinne journalistisches Layout entworfen, das man sonst eher aus internationalen Magazinen kennt. Eine Freude war’s also mit dem Mann aus Hamburg, mit dem auch zwischenmenschlich alles passte. Denn anders als sein Layout vermuten ließe, ist Aaron angenehmerweise im echten Leben ein Mann der leisen Töne.

Steffen Greiner

Vater & Autor

Für die aktuelle Ausgabe „Müde“ hat Steffen (seit neuestem Papa) eine Nacht im Schafstall in Ostfriesland verbracht. Klingt erst mal nach zeitlosem Thema, dabei reiht sich der Selbstversuch nahtlos in Steffens publizistisches Engagement für die Demokratie – schließlich werden Menschen, die nicht an die Weltverschwörung glauben, von Schwurblern gern Schlafschafe genannt. Wer Steffens Reportage liest, weiß, dass sie auch da wieder falschliegen.