Körperspannung bewahren!
Unsere Gedanken zum neuen Heft
Von Natascha Roshani & Oliver Gehrs
Viele Menschen fühlen sich angesichts der großen Herausforderungen, vor denen unsere globalisierte Welt steht, einfach nur überfordert und erschöpft. Sie sehen im gesellschaftlichen Wandel eher Zumutung als Chance und sind bereit, die Demokratie herzuschenken und den schlichten Parolen rechter Populisten zu glauben. Gegen Wohnungsmangel helfen Abschiebungen, gegen den Klimawandel Atomkraftwerke, und die Wirtschaft kurbeln wir an, indem wir wieder Gas aus Russland beziehen und Frauen zurück in die Küche schicken.
Natürlich möchte man da am liebsten die Augen schließen und diesen ganzen Irrsinn vergessen. Viele Menschen sind auch müde, weil der Glaube an das Gute so schwerfällt. Bloß was resultiert daraus? Sich ins Private zurückziehen? Es sich zu Hause hygge machen und vom Auswandern träumen? Im Gegenteil: Gerade jetzt heißt es, wach zu bleiben und die Körperspannung zu bewahren! Ankämpfen gegen Dummheit und Gleichgültigkeit – und der Miesmacherei besonnenere Narrative entgegensetzen. Zumal es auch Positives zu berichten gibt: Es ist nun klar, dass es mit den USA nichts mehr werden wird, also müssen wir Europa stärken – auch indem ein Mechanismus geschaffen wird, um autoritäre Staaten wie Ungarn rauszuwerfen. Und der Braindrain in Trumpistan darf gern dazu führen, dass von dort flüchtende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler demnächst in Paris, Rom oder Berlin forschen. Auch schön, dass wir Frankreich und England wieder näherkommen.
Es wird nicht einfach, aber einen anderen Weg gibt es nicht. Flood the zone with shit – ist die Maxime der Illiberalen. Jeden Tag versuchen sie, uns, die empathischen Menschen, in die Knie zu zwingen. Wenn das kein Grund ist, aufzustehen.
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