Fremde

In der Ferne ist das Fremde am schönsten. Zum Problem wird es, wenn es einem zu nahekommt. Dann geht schnell die Angst um, dass das Wohlvertraute gefährdet ist, dass die Komfortzone oder die gemütliche Blase bedroht sind. Daher müssen die Fremden ferngehalten werden. Das ist nicht nur die Einstellung rechtsradikaler Parteien, Menschen aus anderen Ländern und deren Perspektiven werden oft auch von anderen Milieus negiert.Vielleicht sollte man weniger häufig in die Ferne fliegen, um dort nach dem Fremden zu suchen, sondern mal einen Ausflug in eine Shisha-Bar machen, um ihm näher zu kommen.

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Inhalt

Stranger things

Ja, auch wir schreiben Vorworte: unser Editorial zum neuen Heft

Was für ein Fight!

Unsere Lieblingsautorin Jacinta Nandi has become far to german!

Ganz schön eindringlich

Über meinen Vater und seinen Kampf gegen die Tiere (die in sein Haus und seinen Garten wollen)

Kalifornski

Nun sind Homosexuelle in Russland also Terroristen. Kein Wunder, dass Tausende das Land verlassen und in die USA fliehen

Die Furcht deines Leibes

Baby, Säugling, geliebtes Kind – aber eben auch: Parasit, Eindringling, Alien. Über das Fremdeln mit dem eigenen Nachwuchs

Im Änderungsmodus

Wenn das nicht mal „cultural appropriation“ ist. Max Kersting bemächtigt sich fremder Bilder und verändert einfach ihre Aussage

Was für ein Fight! / Dass sie mal so deutsch würde, hätte die Engländerin Jacinta Nandi nie gedacht

Kalifornski / Donald Trump findet Wladimir  Putin ja ganz toll, viele Russen eher nicht so. Deswegen fliehen sie zu Tausenden in die USA

Oh, Champs-Élysées! / Wenn in Paris die Touri-Busse kommen, liegt dieser Fotograf  auf der Lauer

Die Furcht deines Leibes / Baby, Säugling, geliebtes Kind – aber eben auch: Parasit, Eindringling, Alien. Über das Fremdeln  mit dem eigenen Nachwuchs

Selber Freak / Dieser behinderte Schauspieler stellt gute Fragen, zum Beispiel, wer hier eigentlich Defizite hat

Sie waren doch nur betrunken / Wenn es um rassistische Straftaten geht, schalten manche Gerichte erst mal ein paar Gänge runter

Was heißt hier unafrikanisch / Hätte es keine Kolonialzeit  gegeben, ginge es Homosexuellen in Kenia heute besser

Der lange Weg zu mir selbst / Von Leipzig nach Istanbul zu Fuß? Kein Problem, dachte der Fotograf Josh Kern – und lag etwas daneben. Chronik eines Gewaltmarsches

Tage des Zorns / Als die sogenannten Gastarbeiterinnen mal siegreich auf die Barrikaden gingen

Alle aussteigen, bitte / Sieben Jahre um die Welt  gesegelt und seitdem selbst in Deutschland ständig fröhlich

Alte Beute / Die Geschichten über Erbschleicherei häufen sich. Das ist eine von ihnen

Sehr eindringlich / Wie mein Vater jahrelang einen Feldzug gegen die Tiere in seinem Haus führte

Das Ende der Nähe / Darüber, wie gute Freundschaften auseinandergehen können

 

Mitarbeiter dieses Hefts

Rike Sattler

Kapitänin

Wenn auf der Nordseeinsel Föhr demnächst ruchbar wird, dass Rike Sattler (43) unser neuestes Heft gemacht hat, dürfte das dort zu veritablen Volksfesten führen – mit Sanddornschnaps und Manhattan, dem Cocktail der Auswanderer. Denn die Insulaner wussten es schon immer, dass Rike ein Händchen für Grafik hat. Föhr hat sie nämlich mit Siebdrucken von Segelschiffen und Leuchttürmen im Sturm erobert. Aber auch die Gestade des guten alten Magazinhandwerks sind Rike nicht fremd, im Gegenteil: In den letzten Jahren hat sie so manchem Magazin einen neuen, frischen Look verpasst, unter anderem dem Seglerbrevier „Yacht“. Dagegen sind wir eher eine kleine, aber feine Schaluppe vom Berliner Wannsee, mit der wir gemeinsam auf eine Reise gegangen sind, um die Fremde auch formal zu entdecken.

Paulina Czienskowski

Nicht nur Mutter

Mutter und Kind – mehr Nähe geht eigentlich nicht. So zumindest das gängige Klischee. Dass man das auch anders sehen kann, musste uns nicht erst Paulina Czienskowski (35) sagen. Wie sie als Autorin aber den Widerspruch von gesellschaftlicher Idealvorstellung und real empfundener Mutterschaft schildert, das hat uns doch sehr ein- und mitgenommen. „Das überstimulierende Erleben von Geburt und Mutterschaft braucht neue Worte“, findet Paulina, die vor zwei Jahren ein Kind bekommen hat. Um mit der Ambivalenz leben zu können, sucht sie fortlaufend nach diesen Worten, um daraus nicht nur Magazinartikel, sondern auch Bücher, Hörspiele und Theaterstücke zu machen. Momentan schreibt Paulina ihren zweiten Roman, der im Aufbau Verlag erscheinen wird, und arbeitet an einem Stück für die Bühne zum Thema Abwesenheit.

Ania Sudbin

Tierfreundin

Manchmal geht’s ja schon recht fröhlich zu bei uns – etwa wenn unsere Bildredaktion mit Fotos um die Ecke kommt, die so ungewöhnlich und ungesehen sind, dass wir uns diebisch freuen, im nächsten DUMMY-Magazin damit überraschen zu können. Bei den von der in Leningrad geborenen Fotografin Ania Sudbin (36) Porträtierten handelt es sich durchweg um lichtscheue Wesen, denen sie mit einer Fotofalle auf den Pelz gerückt ist. Ania lebt in Brandenburg, das nicht nur für seine wölfische Bevölkerung bekannt ist, sondern auch für ein reges Wildleben. Besonders fasziniert hat uns, dass sich auf Anias Bildern eine anrührende Eintracht im doch so heterogenen Tierreich zeigt: Da sagen sich zwar nicht Hase und Igel gute Nacht, aber Igel und Waschbär. Wer hätte gedacht, dass die Nächte in Brandenburg so schön sein können.