Sport

Eine der lausigsten Phrasen in der an Plattitüden reichen Welt des Sports ist die, dass Sport nicht politisch sei und man sich als Athlet daher aus allem raushalten könne. Das ganze Gegenteil stimmt: Sport ist immer politisch. Er ist Mittel, um den arbeitenden Körper im Kapitalismus zu erhalten, er ist Ablenkung vom schnöden Alltag, Projektionsfläche ungelebter Träume, Beruhigungsmittel für die Massen, Gelegenheit zur Triebabfuhr, aber auch Entfacher patriotischer Überspanntheiten. Leider weht immer noch der Geist des Apolitischen durch die Sportarenen, ja der Ignoranz. Aber es geht voran, nicht im Tempo eines Usain Bolt, eher wie im Schneckenrennen. Aber auch das ist Sport.

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Inhalt

Apocalypse Snow

Apocalypse Snow

Wie ich mit 31 noch das Skilaufen lernte

Mach mal Olympia, Mustafa

Mach mal Olympia, Mustafa

Fabian Dietrich versucht in den Wettbüros der Hauptstadt das Verlagskapital zu erhöhen

Er weiß nicht davon, aber ich träume immer noch von ihm

Rücksichtslos, freien Oberkörpers, brüllend & orkanartig fegte er durch die Turnhalle: Erinnerungen an meinen Sportlehrer – zum Ausklang der Olympischen Spiele

Im Reich der Unfreiheit / So ging es los mit dem Sport – und das ist daraus geworden. Ein Essay von Arno Frank

Läuft mal wieder / Dehnen, Joggen und Yoga im Park – eine Bildstrecke

Schleudertraum / Ein Bein zu verlieren war für Ilka Wyludda kein Grund, mit dem Leistungssport aufzuhören

Was macht ihr denn da? / Vergiss Tennis, scheiß auf Fußball: Unterwasserhockey is the real shit. Ein Fotoreportage über seltene Sportarten

Das Erwachen / Seit ich selbst Fußball spiele, verstehe ich meine Mitmenschen besser

Das Wogen der Neuronen / Über einen Mann, der durch den Ärmelkanal geschwommen ist – und sensibler wieder rauskam

Das Kugellager / Auf ein paar Bier bei einem Kegelverein

Rechter Haken / Die Kampfsportszene hat ein Nazi-Problem

Busen verboten / Die Pubertät ist bei Profisportlerinnen nicht beliebt

Im Strudel der Geschichte / Wie der Fotograf Walter Frentz mit dem Kajak ins Führerhauptquartier paddelte

Gorilla / Mein Sportlehrer war ein richtiger Arsch

Aufstieg und Fall / Die beste Bergsteigerin der Welt ist eine alleinerziehende Mutter, die kaum jemand kennt

Muslim Muscles / Ägyptische Bodybuilder im Schoß ihrer starken Mütter

 

  • DUMMY Sport
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Mitarbeiter dieses Hefts

Peggy Seelenmeyer

Peggy Seelenmeyer

Art-Direktorin

Ein schön verschwitztes Heft, dampfend, voller Testosteron – mit muskelbepackten Buchstaben und kraftstrotzender Fotografie. Das war so die Idee einiger Sportsfreunde in der Redaktion, mit der Art-Direktorin Peggy Seelenmeyer (30), die sonst für Magazine wie „Weltkunst“ arbeitet, von Beginn an fremdelte. Schließlich kennt der Sport auf formaler Ebene noch ganz andere Disziplinen. Da wäre etwa die wunderbare Welt der Piktogramme, das Corporate Design großer Wettbewerbe oder auch die ästhetische Klarheit der Anweisungen auf den Trimm-dich-Pfaden dieser Welt. Mit diesem gestalterischen Rüstzeug räumte Peggy nicht nur unsere verschwitzte Vision beiseite, sondern im Heft ordentlich auf. Es ist jetzt weniger Muckibude und Bolzplatz als vielmehr Studio der Schönheit und Eleganz.

Robert Fisher

Robert Fisher

Schwimmer

Die Menschen, die auf die verrückte Idee kommen, durch den Ärmelkanal zu schwimmen, sind recht verschieden. Es gibt Wettkampftypen, die Rekorde brechen, Manager, die es sich und der Welt beweisen wollen und Angeber, die man nach vielen Stunden vergebenen Kampfs halbtot rauszieht. Wer aber könnte besser über diese Grenzerfahrung berichten als ein Psychiater? Und so war es ein richtiger Glücksfall, dass wir bei der Recherche auf Robert Fisher stießen, einen Hamburger, der seit vielen Jahren in London praktiziert und lehrt. Einer, der mit allen Analyse-Wassern gewaschen ist, der Sigmund Freuds Schwächen und Stärken kennt und es letztlich mit dem ausgeschlafeneren C.G. Jung hält. Fisher kann herrlich über die Abgründe räsonieren, die sich beim Ärmelkanaldurchqueren im Inneren des Schwimmers auftun und er kann genauso gut deutlich machen, warum man dennoch immer wieder ins trübe Nass muss.

Annette Hauschild

Annette Hauschild

Fotografin

Es war eine Art Zeitreise, mit der die DUMMY-Redaktion die Ostkreuz-Fotografin Annette Hauschild beauftragte. Denn unweit von Berlin – im brandenburgischen Seedorf, wo man von Handyempfang nur träumen kann – existiert noch eine echte Männerdomäne: eine Welt der Kegelverrückten. Dass Annette, die ein unschlagbares Team mit der Reporterin Annett Scheffel bildete, mit den Freunden des aus der Mode gekommenen Sports gleich warm wurde, deutete sich nach dem gemeinsamen Abendessen an, als man sie zu einem Spiel in die heimische Kegelhalle des SVL Seedorf einlud. „Es ist absurd anstrengend und mit unglaublich viel Technik verbunden“, resümiert die sonst gar nicht unsportliche Fotografin, die am nächsten Tag ordentlich Muskelkater hatte.