böse

Es gibt sie einfach nicht – die Monster, die so anders sind als wir selbst. Die Kaltherzigkeit kann jeden befallen und zwar jederzeit. Das Böse wird in seiner banalen Form nicht weniger böse, nur weil es ohne das Brimborium säbelschwingender Islamisten daherkommt – sondern in den Uniformen vermeintlich gesitteter Staaten oder eben im grauen, unbefleckten Zwirn eines Adolf Eichmann. Die neue Ausgabe ist Nazi- und Islamistenfrei. Böse ist das Heft dennoch. Es mutet dem Leser Bilder und Texte zu, die einen Schaudern machen – aber bitte: Der lüsterne Rezipient, der sich zuweilen im Buchladen mit schaurigen Krimis eindeckt, will es ja nicht anders haben.

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Inhalt

Heute ein fieser Möpp

Dirk Gieselmann ist ein herzensguter Mensch. Kann man dennoch ein Arschloch aus ihm machen? Ein Selbstversuch

Sie sind wieder da / Geister vertreiben und Mädchen erschrecken – darum geht es diesen Gestalten

Leichen pflastern ihren Weg / Unterwegs mit dem größten Fan des Berliner Kriminalgerichts

Mann hat es in sich / Ohne Männer wäre die Welt weniger böse – Gespräch mit einem Philosophen

Superweiche Betten, Ausbruch null Problemo / Manchen Knackis gefällt es im Gefängnis richtig gut

Russia today / In Moskau wird täglich Jagd auf Dealer gemacht

Sterben und leben lassen / Die Wahrheit über die Zombies in Haiti

Ich Arschloch / Wie ich mal als Bad Banker völlig auf den Hund kam

Sie haben sich alle kaufen lassen! Scheißtypen! / Interview mit einem Mörder

Auf, auf ins gesellschaftliche Abseits / Charles Baudelaire war schon ein verrückter Vogel

Das letzte Hemd / Diese Klamotten fand man an Leichen

Die Ermordung einer Butterblume / Vergesst „Berlin Alexanderplatz“ – das hier ist Alfred Döblins bester Text

Mitarbeiter dieses Hefts

Rocco Park

Artdirektion

Henrike Uthe (31) und Jenny Hasselbach (31) haben darauf verzichtet, dem Thema stantepede formale Pointen abzugewinnen – die ein oder andere typografische Analogie zum Thema schoben sie nach wenigen bösen Blicken der Redaktionsmitglieder brav in den Papierkorb. Sehr selbstbewusst ertrugen sie auch die kleinen sadistischen Späße, die sich mancher Mitarbeiter erlaubte – darunter das Vorenthalten von vernünftigen Zeit- und Seitenplänen, die dem Grafiker ungemein das Leben erleichtern.

Mischa Berlinski

Reporter ohne Angst

Mischa Berlinski (41) stieß in Haiti auf eine schaurige Farce. Unter dem Mäntelchen von Mystizismus und Aberglaube werden dort furchtbare Misshandlungen begangen. Berlinski hat im Übrigen ein echtes Faible für exotische Schauplätze und archaische Traditionen. Sein Buch „Fieldwork“ handelt von einem Stamm in Thailand, dessen Angehörige von christlichen Missionaren heimgesucht werden. Überschwänglich gelobt wurde das Buch von einem Schriftsteller, der sich nun wirklich mit dem Bösen auskennt: Stephen King

Evgeny Makarov

Fotograf

Obwohl der in Hamburg lebende Fotograf Evgeny Makarov (30) fließend Russisch spricht, war es für ihn alles andere als einfach, die Bürgerwehr „Narko-Stop“ zu begleiten. Die ersten Treffen waren von großem Misstrauen geprägt. Erst als Evgeny Makarov bei einer der „Razzien“ vor staatlichen Sicherheitskräften fliehen musste und auf ihn mit Gummiprojektilen geschossen wurde, änderten sich die Dinge. Von da an akzeptierten ihn die Straßenschläger und ließen ihn gewähren.