Körper

Wenn man vom gelegentlichen Magazinschleppen mal absieht, besteht der Großteil der Arbeit in der Dummy-Redaktion darin, in gekrümmter Haltung in Computerbildschirme zu starren und sein Gehirn zu martern. Umso drängender war es für uns da, dass wir uns endlich auch mal mit dem Körper beschäftigten. Schnell flog uns eine unglaubliche Sammlung von Bildern zu, auf denen nackte und halbnackte Männer vor grölenden Frauen auf dem Boden herum purzeln. Ein französischer Fotograf hatte den Teilnehmerinnen von privaten Strip-Partys ihre Bilder abgekauft. Für ein Portrait des halbseidenen Yoga-Gurus Bikram reaktivierten wir Tom Kummer, wir machten uns auf die Jagd nach einem interkontinentalen Serienmörder, außerdem entdeckten wir eine fast unbekannte Kurzgeschichte von Thomas Mann. Besonders stolz sind wir darauf, dass es am Ende keinerlei Berichterstattung über Schönheitsoperationen ins Heft geschafft hat. Bilder von aufgespritzten Lippen und zu Wassermelonen geformten Brüsten konnten wir nämlich irgendwann nicht mehr sehen.

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Inhalt

Gute Reise

Soll noch mal einer sagen, dass im Leben der Hochbetagten nichts mehr passiert. Unser Reporter ist in den Alterssimulationsanzug geschlüpft und hat einen wilden Tag im Körper eines Greises verbracht

Dann lasst mal sehen / Wenn Männer für Frauen die Hüllen fallen lassen, bleibt kein Auge trocken

Gerächt / Thomas Mann konnte sich sehr gut darüber auslassen, wie aus platonischer Liebe körperliches Begehren wird

Some like it hot / Bikram-Yoga ist ja zurzeit sagenhaft modern. Der Erfinder ist damit reich geworden und verbiegt sich nicht mehr groß

Die kosmische Bratwurst / Unterwegs auf einer Schwulenkreuzfahrt mit der Absicht, unbedingt sauber zu bleiben

Die Damen vom Grill / Manche sehen immer noch gern in die Röhre: eine Fotostrecke von der Sonnenbank

Hast du schöne Moobs / Im Winter bauchfrei vor dem Pub zu stehen – das bringen nur die Engländer. Wir haben mal gelauscht, wie schmerzfrei sie sonst so sind

Kacken, küssen, streicheln / Nicht nur Daniel Cohn-Bendit fantasierte von Sex mit Kindern – in den 70ern wurde die Pädophilie in den Medien geadelt

Ich bin andersherum / Wenn der Arzt keinen Herzschlag mehr hört, kann das daran liegen, dass man tot ist – oder alle Organe vertauscht sind

Fourty ist wohl doch nicht das neue thirty / Wie geht man mit den Krähenfüßen um und mit den ersten grauen Haaren? Wie wäre es mit Lässigbleiben?

Der Kampf geht weiter / Das Ringen ist ein wunderbarer körperbetonter Sport. Deswegen muss man das Olympische Komitee in den Schwitzkasten nehmen

Komm zu Mengele / Um den gesunden Volkskörper zu erhalten, wurden im Dritten Reich unzählige Menschen getötet. Diese sieben Kleinwüchsigen mussten nur qualvoll leiden

Der Fleischer am Haken / Dieser Mörder mag Frauen am liebsten ohne Kopf

Mitarbeiter dieses Hefts

Okan Tustas

Artdirektion

Alles, was man hier sieht, ist Okan Tustas` Werk. Denn er reanimierte unlängst unsere schnöde vernachlässigte Website und machte daraus diese kurzweilige Adresse. Für die neue Ausgabe ließ er Körper und Geist auf jeder Seite zusammenkommen; so dass die Grafik Aussagen und Anliegen der Texte so souverän in Szene setzt, dass ein echtes Leib- und Magenblatt entstanden ist.

Tom Kummer

Autor

Tom Kummers wichtigstes Körperteil ist das rechte Handgelenk – und das nicht nur, weil er als rechtshändiger Journalist beim Mitschreiben darauf angewiesen ist, sondern auch, weil er als Paddle-Tennis-Lehrer in Los Angeles arbeitet. Als Tom von der Yogastunde beim verrückten Bikram zurückkam und seinen schweißtreibenden Erfahrungsbericht vorlegte, gab es ein bisschen Aufklärungsbedarf: Hatte ihm Bikram wirklich die Gestapo empfohlen, um die richtige Körperhaltung zu finden, oder war das eines von Kummers Hirngespinsten: „Yes“, schrieb er auf die entsprechende Nachfrage, „alles recht authentisch.“ Mit anderen Worten: einfach locker aus dem Handgelenk geschüttelt.