Weiße

Thema Weiße? Klingt erst mal komisch. Denn so sehr wir daran gewöhnt sind, Menschen mit Schwarzer* Hautfarbe auf eben dieses Merkmal zu reduzieren, so wenig lassen wir die Beschneidung unserer eigenen Identität zu. Eher schon definieren sich Menschen mit heller Haut über das Alter, das Geschlecht oder den Beruf. Insofern fanden wir es verlockend, das bei Schwarzen völlig übliche Schubladendenken mal den Weißen angedeihen zu lassen. In diesem Heft geht es viel um die Strukturen, die Rassismus möglich machen, aber auch um Menschen, die trotz ihrer hellen Hautfarbe in der Scheiße sitzen – und natürlich auch um den Irrwitz der Annahme, es gäbe eine superiore Weiße Rasse.

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Inhalt

Die Verwandlung

Eine verrücktere Geschichte als diese haben wir noch nie gemacht: Wie aus der Weißen Martina Adam die Schwarze Malaika Kubwa wurde

Mach mal heller

Von White-Supremacy-Idioten und Critical-Whiteness-Talibanen: Warum wir das Thema „Weiße“ machen mussten

Ich Bratkartoffel

Unsere Autorin fühlt sich sehr Weiß, aber wegen ihres Großvaters, der aus dem Irak kam, sieht sie nicht so aus. Ein sehr persönlicher Text über Momente von Scham, Solidarität und Verwirrung angesichts der Gene

Die den Vogel abschießen

Manchen sind sie suspekt: zu deutschtümelnd, zu viele Uniformen und Gewehre. Aber wie sind sie wirklich, die Schützen? Der Fotograf Arne Piepke hat sich mit der Kamera auf so einigen Schützenfesten getummelt und viele Antworten gefunden

Voll verstrahlt

Zahnpasta mit Thorium, Cremes mit Radium, Heilwasser mit Alphastrahlern: Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vergiftete sich eine Weiße Oberschicht an ihrem eigenen Ideal von Reinheit

Supremacy, my ass!

Auf der Toilette ist von weißer Überlegenheit keine Spur. Im Gegenteil: Sich nur mit Papier den Arsch abzuwischen anstatt ihn mit Wasser zu säubern, ist eine eklige Angewohnheit

Love is in the Hair

Endlich mal Fortschritte in punkto Diskriminierung: Früher wurden Rothaarige gehänselt und verspottet – heute gilt rot als sexy und cool. Unser rothaariger Autor weiß gar nicht, wie ihm geschieht

Kollektive Halluzination – Der Glaube an die Überlegenheit der Weißen ist schon biologisch Unsinn

Haar mit Scham – Früher wurden Rothaarige oft diskriminiert, heute gefeiert

Die den Vogel abschießen – Viel deutscher als ein Schützenfest geht’s nicht. Wir haben mitgefeiert

Die Verwandlung – Früher war sie eine Weiße Stewardess, heute ist sie eine Schwarze

Eine Klasse für sich – White Trash gibt es auch in Südafrika

Reine Kopfsache –  Skinheads im Osten kennt man. Aber im Fernen Osten? Voilà

Wer pumpt denn da – Jetzt werden Neonazis auch noch sportlich. Aber leider nicht im übertragenen Sinn

Supremacy, my ass! – Eklig, dass sich Weiße so schlampig den Arsch abwischen

Blanca Irrsinn – Warum in einem farbigen Land wie Mexiko das Weißsein so schick ist

Ich Bratkartoffel – Unsere Autorin weiß nicht, wie sie sich in ihrer Haut fühlen soll

Let´s face it – Ab in die Maske: Diese Frauen schützen sich kreativ vor der Sonne

In strahlenden Zeiten– Um richtig sauber zu sein, ist man früher tödliche Risiken eingegangen

Fremde Freunde – Wie polnische Soldaten mal den Sklaven auf Haiti beisprangen

Mitarbeiter dieses Hefts

Nikita Vaillant

Reporter

Unserem Autor Nikita Vaillant (29) stieß etwas schon lange ungut auf: Wie unhygienisch ist es eigentlich, sich den Hintern mit Papier abzuwischen, anstatt ihn nach dem Toilettengang mit Wasser zu reinigen, wie es in vielen anderen Ländern üblich ist! Und wie verdreht muss man denken, sich gegenüber diesen reinlicheren Kulturen auch noch überlegen zu fühlen! Als Halbindonesier lebt Nikita in beiden Welten, der dreckigen deutschen und der properen indonesischen, und war damit genau der Richtige für diesen sauberen Text.

Studio HanLi

Artdirektion

Grafik ist immer auch politisch. Schon vor ihrem ersten Aufschlag fragten sich Elias Hanzer (34) und Lucas Liccini (39): Wie nähern wir uns gestalterisch einem so komplizierten Thema wie „Weiße“? Vor allem aus der eigenen Weißen Perspektive heraus? Die beiden bemühten sich um eine visuelle Haltung, die der Komplexität des Themas gerecht werden sollte. Herausgekommenist eine reduzierte Formensprache mit gedeckten Grautönen und großzügigem Weißraum – auch als subtiler Hinweis, dass das Ideal einer gemischten Gesellschaft vor identitärem Bipolarismus geschützt werden muss.

https://hanli.eu

Edith Held

Fotografin

Kaum stand das Thema für dieses Heft fest, meldete sich die Fotografin Edith Held (58) mit dem Tipp, dass es da doch diese Frau gebe, die nicht nur einen Monsterbusen vorzuweisen habe, sondern von einer Weißen zur Schwarzen geworden sei: Martina Big, mit bürgerlichem Namen Martina Adam. Nach kurzer Recherche war klar: Wir müssen mit der Frau reden – und Edith muss sie porträtieren.

https://Edith-held.de