Verlierer

»Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.« So schrieb Samuel Beckett, und diese Einstellung würde man sich doch ein wenig öfter wünschen in einer viel zu oft verzagten Gesellschaft, in der das Scheitern immer noch gern als Ende gesehen wird und nicht als Anfang zu einem neuen Versuch. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett hat das Verlieren einmal als das große Tabu der Moderne bezeichnet – das gilt natrülich auch für Medien, die in Gewinnergeschichten vernarrt sind. Dabei ist das Verlieren ein wunderbares Sujet, weil die Geschichten oft mehr erzählen, als die von der Sonnenseite des Lebens. Das Heft folgt dabei einer kleinen Dramaturgie: Vom Scheitern über die Phase der Paralyse hin zum Comeback.

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Inhalt

Immer das Herz

Über einen Hund auf dem Tierfriedhof – und seine traurigen Besitzer

Komm mal runter / Bilder von Menschen, die ganz unten sind

Gewinnen kann ja jeder / Nur San Marino nicht: Ein Gespräch mit einem Fußballtrainer, der 15 Jahre lang verloren hat

Mein Haus, mein Auto, mein Schlaganfall / Der schnelle Abstieg eines Managers

Immer auf die Großen / Warum kleine Tier weiter kommen

Handarbeit / Kismet: In Japan kann man sich neue Linien in die Hand brennen lassen

Auch so´ne Karotte / So schön sind die Möhren, die aussortiert werden

Der Letzte macht das Nordlicht aus / Die Menschen in Ostgrönland sitzen echt in der Scheiße

Ihr müsst jetzt stark sein / Nicht jeder kann Supermann sein: Über Comichelden, die keine waren

Freiwild / Ein Mutter in Südtirol hat ihre Söhne an die rechte Szene verloren

Auf nach Newburgh / Heute wohnen vor allem Crackdealer in der Stadt am Hudson. Aber das hat ja auch was

Moment Mal / Auch eine Form Abschied zu nehmen: Sex, Biertrinken, Fernsehgucken

Das hat Tiefe / Ein Isreali taucht in Brandenburg nach Nazigold. Die Leute im Dorf finden das komisch

Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein / Hans Fallada schrieb über seine Drogensucht

Mitarbeiter dieses Hefts

Nils Küppers & Rene Siegfried

Art-Direktoren

Wenn in der Redaktion ein Brief vom Spiegel auf dem Tisch liegt, ist natürlich erhöhte Aufmerksamkeit garantiert. Will man uns aufkaufen? An unsere erlesene Abokartei ran? Oder eine Kooperation über den Austausch schlüpfriger Fotos eingehen? Es kam viel besser: Das handschriftliche Billet entpuppte sich nämlich als die Bewerbung des Grafikdesigners Nils Küppers (32), der sich seit Jahren um das Erscheinungsbild des Supplements „Kultur-Spiegel“ verdient macht, und seines Freundes und Kupferstechers René Siegfried (32). Letztlich galt also in Abwandlung des alten Augsteinschen Glaubensbekenntnisses: Im Zweifel linksbündig.

Lena Schnabl

Japanologin

Als uns Lena Schnabl, 30, vorschlug, über einen japanischen Arzt zu schreiben, der seinen Patienten neue Handlinien einbrennt, dachten wir zunächst an eine Ente. Schnell wurde aber klar, dass es den Mann gibt und vor allem: eine Menge Interessierte, die ihr Schicksal aufpimpen wollen.