Wie Türken so sind müssten wir Deutschen am besten wissen. Wir haben sie ins Land geholt, millionenfach seit den 60er Jahren, wir haben sie die Jobs machen lassen, die niemand sonst wollte, als man sich das noch aussuchen konnte. Wir nannten sie Gastarbeiter, weil wir dachten, dass sie sich als Gäste fühlen, sich so benehmen und als solche freundlicherweise verschwinden, wenn ihr Job getan ist. Irgendwie blieben sie dann doch. Sie bekamen Kinder, viele Kinder, die auch blieben und in der Öffentlichkeit vor allem dadurch auffielen, das sie eine eigene Sprache erfanden, die heute sogar für´s Comedy-Fernsehen taugt. Irgendwann fuhren wir dann selbst in die Türkei, millionenfach seit den 90er Jahren - weniger weil uns die türkische Kultur und Lebensart interessierte, sondern weil es billiger war als Mallorca, man nicht übers Ohr gehauen wurde wie in Rimini oder schlecht behandelt wie in Biarritz. Die Menschen in Istanbul und Antalya, Bodrum und Fethiye waren von nicht gekannter Gastfreundschaft. Außerdem musste man sie nicht mit nach Hause nehmen. Sie blieben da, wo sie der überwältigenden Mehrheit der Deutschen zufolge hingehören: in die Türkei. Nicht nach Europa. Über 50 Jahre nach Inkrafttreten des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens sieht es so aus, als seien sich Deutsche und Türken nicht wesentlich näher gekommen. Nun wollen wir keineswegs eine Lanze für den strammen Islamdemokraten Erdogan brechen. Die 15. DUMMY-Ausgabe will vielmehr anregen, sich unsere nächsten Nachbarn genauer anzuschauen.

Türken

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