Kurz nach Druck unserer neuen Ausgabe erreichte uns die Nachricht, dass DUMMY „indiziert“ wurde. Nicht etwa von der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften“, sondern von der sogenannten „Freiwilligen Selbstkontrolle im Pressevertrieb“, wohinter sich eine Münchener Anwaltskanzlei verbirgt, die den Presse-Grossisten Empfehlungen gibt, was man den Lesern zumuten darf und was nicht. Die Kanzlei stieß sich an zwei Darstellungen, die wir von der künstlerischen Freiheit gedeckt sehen: Einmal geht es um ein Foto von einer Performance des Künstlers Bob Flanagan, auf der sein Penis zu sehen ist, das andere mal wurde an Tätowierungen von russischen Gefängnisinsassen Anstoß genommen, die ein ehemaliger Aufseher abgezeichnet hat – und die schon in diversen Galerien zu sehen waren. Sie zeigen nackte Frauen mit gespreizten Beinen. Manche Grossisten haben sich entschieden, der Empfehlung zu folgen, andere nehmen ihren Auftrag, die Kunst- und Pressefreiheit zu stärken, wahr und liefern die Ausgabe aus. Daher liegen nun zwei Versionen am Kiosk. Wer nur die zensierte vorfindet, kann die unzensierte hier bestellen.

Schmerz

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