Ein Heft über Juden zu publizieren, birgt in Deutschland gewisse Probleme. Das Thema gleicht einer Anmaßung. Gerade mal 70 Jahre ist der Holocaust her, und da schreiben Deutsche schon wieder über Juden, sie verallgemeinern, sie bilden ab, sie nennen ein Volk beim Namen, das sie fast ausgelöscht hätten. Was bilden wir uns ein? Haben wir nicht genug damit zu tun, der nach wie vor gängigen Klischees über die jüdische Finanzwelt Herr zu werden, über die Verschwörungen des jüdisch dominierten Weltkapitals, über die Unterdrückung armer Araber durch Israel, diesen Goliath-Staat jüdischer Prägung, der nicht sein dürfte, wo er ist? Sind wir nicht bereits Antisemiten, wenn wir dieses Thema wählen? Wohl kaum. Das wirksamste Mittel gegen Antisemitismus ist das Kennenlernen, das genaue Hinschauen, und da haben wir gewaltigen Nachholbedarf. Kein öffentliches Thema ist hierzulande von solch bizarrer Unsachlichkeit geprägt - das sah man zuletzt an der absurden Debatte um den vermeintlichen Antisemitismus voin Jakob Augstein. Wenn aber überall latente Judenhasser erspäht werden, wo vorsichtig Kritik an israelischer Siedlungspolitik oder am Auftreten des Zentralrats geübt wird, und jedes differenzierte Gespräch mit dem Ersten Broderschen Leitsatz abgewendet wird, dass die Deutschen den Juden Auschwitz niemals verzeihen würden, dann müssen noch viel mehr Heft zu dem Thema gemacht werden.

Juden

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