2055 ist es so weit. 2055 stirbt das alte Amerika. Dann, so die Prognose, gibt es keine ethnische Mehrheit in den USA mehr, weil die Weißen nicht mehr die größte Gruppe sind, weil dann das Land – theoretisch – wirklich der wunderschöne multikulturelle, multiethnische Quilt wird, der in politischen Reden und Veranstaltungen immer mal wieder herausgeholt wird.
Die Zeit bis dahin voraussichtlich: 40 harte Jahre voll weißer Panik. Die Trump-Kampagne, der protofaschistische Gleichmarsch von stramm rechts nach wirklich stramm rechts ist von der Angst getrieben, dass dies die letzte Wahl ist, die man noch mit Hilfe wütender weißer Männer gewinnen kann. Über Jahrzehnte mühsam aufgetragenes Make-up wird von der Trump-Bewegung mit einem Mal weggewischt. All die Jahre des vorsichtigen Brückenbaus zu schwarzen Konservativen, zu katholischen Latinos und den um Israel besorgten Teilen der jüdischen Community scheinen vorbei.
Nur eine Gruppe steht scheinbar still und unaufdringlich an der Seite und schaut zu: die „Asian-Americans“ – eine Bezeichnung, die ungenauer und reduktiver nicht sein könnte, weil ein ganzer Kontinent (und ein Subkontinent noch dazu) zu einer einzigen ethnischen Gruppe zusammengefasst wird. Nach einer Studie des Pew Research Center sind das sechs Prozent der US-Bevölkerung. Ihre Geschichte ist auch die der USA der letzten 50 Jahre, fast auf den Tag genau; eine Epoche, die der Kulturkritiker Jeff Chang „Colorization of America“ nennt.
Das klingt optimistisch, aber wenigstens die Demografie ist auf Changs Seite. Im weißen Bewusstsein ist diese Verschiebung Projektionsfläche für viele Ängste: vor Verdrängung und sozialem Abstieg. Die „Asian-Americans“ müssten in diesem Angstsystem wegen ihrer enormen akademischen und beruflichen Erfolge zentral sein. Stattdessen werden sie nicht Opfer von Demagogie, sondern gelten als „model minority“, als Beispiel für gelungene Integration. Die Eltern arbeiten hart, damit es die Kinder später besser haben, und umgekehrt. Beschwerden gab es keine. Bis jetzt.
Amerika erfindet sich stets neu – oder leidet an Amnesie. Tatsächlich haben die USA bereits mehrere Zyklen rassistischer antiasiatischer Panikwellen durchlaufen, die immer nach dem gleichen Muster funktionierten. Einwanderer kommen, arbeiten hart, die weiße Mehrheit fühlt sich bedroht und erlässt Gesetze. Der „Chinese Exclusion Act“ 1882 beschränkte den Zuzug chinesischer Arbeiter, ebenso das „Gentleman’s Agreement“ zwischen den USA und dem japanischen Kaiserreich von 1907. Dass die Einwanderer als billige Arbeitskräfte gerade an der Westküste gezielt angeworben wurden, zum Beispiel zum Bau der Eisenbahn, spielte dabei keine Rolle. Vorausgegangen waren rassistische Kampagnen und Propaganda.
Die Einwanderer, die blieben, bildeten ethnische Enklaven. Einwanderungsreform bedeutete in diesen Jahren, gesetzliche Grundlagen für Diskriminierung zu schaffen. Erst der „Immigration Act“ 1965 schaffte jene Quoten aus noch viel offeneren rassistischen Zeiten ab, die Einwanderer aus Schweden, Deutschland und Großbritannien über die aus Taiwan, Indien und Somalia stellten. Es waren Weiße, die dieses Gesetz unterzeichneten, weil sie naiv dachten, dass es trotzdem vor allem weiterhin die geschätzten Nordeuropäer sind, die kommen. 1961 wanderten aus Deutschland, Italien und Großbritannien zwischen 20.000 und 30.000 in die USA ein und nur knapp 5.000 aus China, Korea und den Philippinen. 15 Jahre später war es genau umgekehrt. Neben dieser regulären Einwanderung kamen Mitte der 1970er noch 130.000 Flüchtlinge aus Vietnam und Kambodscha dazu.
Währenddessen waren die USA mit fast allen Herkunftsländern der asiatischen Einwanderer in militärische Konflikte verwickelt. Auch die globale kolonialistische Angst vor der „yellow peril“ fiel, mit teils tödlichen Konsequenzen, auf jene zurück, die doch eigentlich neue Amerikaner sein sollten, um dann doch wieder der Bedrohung von innen verdächtigt zu werden.
Die amerikanische Rezession nach der Ölkrise fällt mit einer Boomepoche Japans zusammen, in der japanische Unternehmen sich in angeschlagene amerikanische Konzerne einkaufen. Die Popkultur der 80er ist voll von bösen Japanern, die in einer Art zweitem Pearl Harbor mit anderen Mitteln amerikanische Firmen übernehmen oder mit Spielkonsolen in die Wohnzimmer amerikanischer Vorstadtkinder einmarschieren. Dazu kommt die tägliche Demütigung, Hondas und Toyotas auf der Straße fahren zu sehen, während die großen amerikanischen Autokonzerne Fabriken schließen und ganzen Gemeinden damit das Rückgrat brechen. Heute bedient Trump dieselben Ängste vor sozialem Abstieg und kreiert neue, nichtweiße Feindbilder.
Im August 1987 erschien das „TIME Magazine“ mit sechs asiatischen Jugendlichen auf dem Cover, inmitten von Schulsachen und Computern, dazu die Schlagzeile „Those Asian-American Whiz Kids!“, diese Überflieger. So wurde die Gruppe „Asian-Americans“ auch von nervösen Weißen erfunden, die einen praktischen Sammelbegriff für „those people“ brauchen.

So unscharf „Asian“, die Herkunft vor dem Bindestrich, sein muss, so klar war die Bedeutung von „American“: harte Arbeit, im Wissen, dass man es damit nach oben schafft. Die Einwanderungsquoten ab 1965 diskriminierten zwar nicht mehr nach Herkunftsland, wohl aber nach Ausbildung. So kamen viele Migranten aus asiatischen Ländern in diesen Jahren bereits hochqualifiziert an. Und wer einfach nur seine Haut gerettet hatte, so wie die 130.000 Flüchtlinge aus Vietnam und Kambodscha, die nach dem Fall (oder der Befreiung, je nachdem) Saigons im Frühling 1975 in den USA aufgenommen wurden, hatte eh nur den Wunsch, dass aus den Kindern etwas wird.
Wie dieser unbedingte Fokus auf Bildung und Erfolg in Extremfällen aussieht, kann im Buch „Battle Hymn of the Tiger Mother“ der Anwältin Amy Chua nachgelesen werden. Ihren Töchtern verbietet sie Übernachtungen bei und Verabredungen mit Freundinnen, Fernsehen, Computerspiele und eigene Hobbys. Sie müssen Klavier und Geige spielen, immer die Beste der Klasse sein und dürfen niemals eine schlechtere Note als eine Eins bekommen. Wegen dieser Regeln, so die Überschrift einer Vorveröffentlichung im „Wall Street Journal“, sind „chinesische Mütter die besseren Mütter“ – wobei chinesische Mütter auch aus Korea oder Indien oder Minnesota kommen können, Hauptsache, sie lehnen die laxen Regeln westlicher Mütter ab.
Das Buch wurde ein halber Skandalerfolg. Die Art von Drill grenzte zwar an Kindesmisshandlung, aber gab der Erfolg Chua und den anderen Tigermüttern nicht recht? Gerade in Metropolen und ihren Strahlungsgebieten bestimmt die Suche nach dem besten Kindergarten, der besten Schule und schließlich dem besten College das Elterndasein vom Moment des ersten Ultraschallbilds an. In diesem regelrechten Kampf um knappe Plätze schneiden die Kinder von Eltern asiatischer Herkunft seit Jahrzehnten überdurchschnittlich gut ab. Die Sorge der weißen Mittelklasse, abgehängt zu werden, ging in eine neue Runde. Die Bewunderung für die „Asian-American Whiz Kids“ schlug in schlecht verheimlichte Missgunst um.
Als Reaktion auf das Buch ließ das „New York Magazine“ den jungen Autor Wesley Yang eine Entgegnung schreiben. Sein Essay „Paper Tigers“ ist ein publizistischer Schlüsselmoment, in dem sich das erste Mal eine Art neues Selbstbewusstsein der „Asian-Americans“ präsentiert, jenseits der Lügen der eigenen „community“ oder den Projektionen der weißen Mehrheit. Yang, Kind koreanischer Eltern und selbst ein „whiz kid“, weiß, was mit den Überfliegern passiert, wenn sie zu nah an die weiß glühende Sonne fliegen. Er verweist auf die Stuyvesant High School in Manhattan, eine Schule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt und der härtesten Aufnahmeprüfung der Stadt. Im Schuljahr 2014/2015 waren über 70 Prozent der Schüler asiatischer Herkunft. Die Eltern der anderen Schüler zeigen sich über diesen Trend besorgt, die Schule denkt darüber nach, die Aufnahmeregeln so zu ändern, dass mehr schwarze und hispanische Schüler aufgenommen werden – und weniger asiatische.
Das Geheimnis des Erfolgs ist tatsächlich harte Arbeit. Die Eltern, oft Einwanderer der ersten Generation, sparen jeden Cent, um den Kindern jeden zusätzlichen Förderunterricht zu ermöglichen, mit dem sie gezielt auf die Aufnahmetests vorbereitet werden. Jefferson Mao, selbst Absolvent der Stuyvesant High School, fasst das Erfolgsrezept so zusammen: „Man lernt ganz einfach, wie man in jedem standardisierten Test eine Eins bekommt.“
Der nächste Schritt im Bildungsweg dient dazu, so Yang, die Verhältnisse wieder anzugleichen. Um eine möglichst ausgeglichene Bildungsumgebung zu schaffen, spielt bei Auswahlprozessen für viele Universitäten auch die Rasse eine Rolle. Während sich die Zahl der College-Bewerber asiatischer Herkunft in den letzten Jahren verdoppelt hat, ist die Zahl der tatsächlich zugelassenen konstant geblieben, im Namen der gleichmäßigen „diversity“. Mehrere Interessenverbände haben offiziell Beschwerde beim Bildungsministerium wegen Diskriminierung eingereicht. Im Internet gibt es Tipps, wie man seine Chancen auf Zulassung erhöht – „Es bringt nichts, im Fragebogen das Kästchen ‚Asian‘ einfach nicht anzukreuzen, wenn du Lee oder Nguyen heißt“.
Und wenn die College-Absolventen dann die begehrten Stellen in großen Unternehmen mit Aufstiegsmöglichkeiten bekommen, erreichen sie trotzdem den Punkt, an dem es nicht weitergeht: Das ist die „bamboo ceiling“, analog zur „glass ceiling“, die den Aufstieg von Frauen in die Führungsetage verhindert: die Bambus-Decke, die den Aufstieg begrenzt. Ein Drittel aller Programmierer im Silicon Valley, so Yang, sind asiatischer Herkunft, aber nur sechs Prozent aller Vorstandsmitglieder.
Yang sucht die Gründe und findet sie, neben dem großen mit „R“ vorne und „assismus“ hinten, auch in der eigenen Erziehung: „Ich will kurz zusammenfassen, was ich von asiatischen Werten halte. Scheiß auf kindliche Pietät, scheiß auf die Jagd nach guten Noten. Scheiß auf den Wahn, unbedingt auf ein Ivy League College zu gehen. Scheiß auf Respekt vor Autorität. Scheiß auf Bescheidenheit und harte Arbeit. Scheiß auf harmonische Beziehungen. Scheiß auf Opferbringen. Und scheiß auf die Unterwürfigkeit der gesetzten Mittelklasse, die nach oben will.“ Dieser wütende Monolog, der vorher so deutlich artikuliert in keinem großen Medium zu lesen war, ist die Dub-Version der Schlachtenhymne der Tigermutter. 
Der Starkoch Eddie Huang fasst es noch einfacher zusammen: „Entweder du akzeptierst mich, oder ich mach dich fertig.“ Auch Huangs Memoiren „Fresh Off The Boat“ über seine Kindheit in Florida zeigen die Schattenseiten des Tiger-Drills. Seine taiwanesischen Eltern züchtigten ihn nicht nur mit Fernsehentzug, sondern auch mit Schlägen. Inzwischen ist er Besitzer des hippen Dumpling-Restaurants „Baohaus“ in Manhattan und steht oft in der Kritik, weil er aus Liebe zur Hip-Hop-Kultur gerne rumgangstert, obwohl er aus einer reichen Familie kommt und bereits als Anwalt für Gesellschaftsrecht gearbeitet hat.
Aus seinen Memoiren ist inzwischen eine Familiensitcom geworden, von der sich Huang aber losgesagt hat. Tatsächlich ist sie reichlich verzuckert – blaue Flecken, die das Jugendamt alarmieren, gibt es hier nicht –, aber trotzdem die erste Comedyserie über eine asiatische Familie seit 20 Jahren. Hauptdarstellerin Constance Wu hat über ihre Rolle als Mutter Jessica Bewusstsein für die Situation aller Filmschaffenden asiatischer Herkunft gewonnen und setzt sich jetzt für mehr und realistischere Rollen für sie ein. Der Weg in die kulturelle Akzeptanz geht immer noch am einfachsten über Hollywood.
Auch andere weiße kulturelle Institutionen sollen dabei nicht erobert werden, sondern einfach nur die Tore öffnen für mehr Diversität und andere Geschichten. Das Musical „Allegiance“ bringt die Geschichte der Internierung japanischer Familien nach Pearl Harbor als Broadway-Musical auf die Bühne. Eine der Hauptrollen spielt George Takei, bekannt als Sulu aus „Star Trek“, das Stück basiert auf den Erfahrungen seiner eigenen Familie. Im Alter von fünf war er mit seinen Eltern – seine Mutter wurde in Sacramento geboren, sein Vater noch in Japan, Takei selbst in Los Angeles – in Internierungslagern in Arkanas und Kalifornien eingesperrt. Das Rohwer und das Tule Lake War Relocation Center waren zwei von insgesamt zehn solcher Lager, in denen 120.000 Menschen mit japanischer Herkunft interniert waren, oft in den USA geborene Kinder von Einwanderern mit amerikanischer Staatsbürgerschaft. In den gleichen Jahren wurden nicht mehr als 12.000 Deutschamerikaner interniert, meist nur mit konkretem Verdachtsmoment oder wegen fehlender Staatsbürgerschaft.
Immigrantenkinder aus einer Kultur mit fast manischem Fokus auf Bildung; Assimilationskämpfe innerhalb der Familie und zwischen den Generationen; künstliche Quoten, damit das Establishment nicht aus der höheren Bildung verdrängt wird; offensiver Umgang mit der eigenen Herkunft als Fluch und Segen; schließlich der Weg in den Mainstream über die Entertainment-Industrie – kein Wunder, dass sich die Mehrheit nach „whiz kids“ ein neues Label ausgedacht hat: „the new Jews“.
Mit einem Unterschied. Wenn man Wahlkampfexperten und „spin doctors“ zuhört, dann könnte man meinen, dass der Rassenkrieg bereits ausgebrochen ist. Links und Rechts sprechen offen von den Interessen ethnischer Gruppen, auf die eingegangen werden muss. Das endet in oft peinlichen Appellen – der urchristliche John Kasich von den Republikanern, der es bei einem Gespräch mit orthodoxen Juden in Brooklyn nicht lassen kann, Jesus zu erwähnen – oder offensichtlichen Alibi-Kandidaten wie Ted Cruz und Marco Rubio, die die eine Hälfte der Latinos überzeugen sollen, für eine Partei zu stimmen, die die andere Hälfte abschieben will.
„Asian-Americans“ kommen in diesem „ethnic bingo“ selten vor. In der Demoskopie sind sie eine unberechenbare Größe. Viele kommen aus kommunistischen Ländern, normalerweise ein sicherer Indikator für rechte Positionen, und stehen der „affirmative action“, einem zentralen Punkt des amerikanischen „liberalism“, kritisch gegenüber, weil mit ihr als Vorwand die College-Zugänge begrenzt werden. Trotzdem sind sie in der Mehrheit den Demokraten zugeneigt. Die Facebook-Seite „Asian-Americans for Trump“ hat keine 600 Mitglieder, und selbst der Administrator verkündete am 19. August, dass er Donald Trump nicht mehr unterstützen kann.

In der großen Bürgerrechtsbewegung im Kampf gegen Polizeigewalt wird sie als Gruppe zwischen allen Stühlen sitzend gesehen. Jeronimo Yanez, der Polizist, der am 6. Juli 2016 Philando Castile erschossen hatte, wurde von Castiles Freundin Diamond Reynolds als „Chinese“ identifiziert. Tatsächlich ist Yanez hispanisch. Zwei Jahre zuvor hatte Peter Liang von der NYPD (mit tatsächlich asiatischer Herkunft) den unbewaffneten Afroamerikaner Akai Gurley erschossen. Das Verhältnis zwischen der schwarzen und der asiatischen Community ist immer noch angespannt. Das ist kein Beweis für die Untragbarkeit politisch korrekter „identity politics“, deren Vertreter dann aufeinander losgehen, sondern die Folge konkreter soziologischer Realitäten.
Die Bombe, die während der „riots“ in Los Angeles 1992 explodierte, hatte mehrere Lunten – eine davon war der Fall der 15-jährigen Latasha Harlins, die von der koreanischen Ladenbesitzerin Soon Ja Du erschossen wurde. Du wurde zu einer Geldstrafe und Sozialdienst verurteilt. Während der „riots“ selbst waren Ladenbesitzer asiatischer Herkunft, viele von ihnen koreanisch, das erste Ziel von Plünderungen und Gewalt. Ein Jahr vorher hatte Ice Cube im später zensierten Song „Black Korea“ angekündigt: „Pay respect to the black fist/or we’ll burn your store right down to a crisp.“
Eine junge Generation von Studenten und Aktivisten versucht den Brückenschlag und solidarisiert sich mit #BlackLivesMatter, weil sie sich im Rassismussystem in den USA eher als nichtweiß denn als asiatisch identifizieren. Das verweist auf einen anderen Unterschied zur Erfolgsgeschichte der Juden in Amerika: Sie konnten, wie vor ihnen die Iren und mit ihnen die Italiener, weiß werden. „Ich habe ein asiatisches Gesicht“, schreibt Yang. „So wirke ich manchmal auf andere Amerikaner wie eine unsichtbare Person, die man kaum von der Masse anderer unterscheiden kann, die das gleiche Gesicht haben.“ Yang setzt diese Fremdwahrnehmung, die in den finstersten Momenten seine eigene zu werden droht, in Verbindung mit der „bamboo ceiling“ und dem Glauben, dass Asiaten keine Führungsrollen übernehmen können.
Ein Ausweg wäre Wut. Die Wut von Wesley Yang, Eddie Huang, Constance Wu – nicht auf die Eltern, sondern auf die Welt. Denn als Minderheit hat man es in den USA erst zu etwas gebracht, wenn die Mehrheit Angst hat: „Entweder du akzeptierst mich, oder ich mach dich fertig.“ Aber auch die Wut stößt an ihre Grenzen – nicht die „bamboo ceiling“, sondern die des Unbehagens über zu viel Wahrheit.
Das musste Huang feststellen, der in der ersten Staffel der Sitcom-Version seiner Memoiren als Off-Erzähler auftrat. Eine frühe Folge endete damit, dass Sitcom-Eddie mit dem einzigen schwarzen Jungen der Schule erst Streit hat und dann auf ein Konzert der Beastie Boys geht. „Ein chinesischer und ein schwarzer Junge gehen auf ein Konzert mit drei rappenden Juden! Das gibt es nur in Amerika“ war der geschriebene Text, den Huang sich weigerte zu sprechen. Das sei Kitsch, für ein weißes Publikum verwässert. „Sag einfach die verdammte Zeile“, sagte Melvin Mar, Produzent der Serie und selbst Kind chinesischer Eltern. „Wie wär’s mit: Amerika ist gar nicht mal so übel?“, bot Huang an. Die Szene in der fertigen Serie ist dann genau die Art von aufbauendem Optimismus, gegen die Huang protestiert. Nur der letzte Satz wurde so umgeschrieben, dass beide Seite zufrieden sind: „America’s crazy.“