unten & oben

„Die da oben gegen das Volk“ – so lautet das schlichte Narrativ derer, die in den besonnenen Regeln zur Bewältigung der Corona-Krise den „tiefen Staat“ erkennen wollen, während sie gleichzeitig autoritären Staatenlenkern, die tatsächlich einer „hidden agenda“ folgen, applaudieren. Als hätten wir keine anderen Probleme. Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen zwei Drittel des Volksvermögens, die untere Hälfte der Bundesbürger hingegen gerade mal ein Prozent. Das könnte man doch mal anpacken. Das neue Heft ist aber nicht nur sozialer Kampfplatz, sondern ein ausgeruhtes Pendeln zwischen den unterschiedlichen Niveaus.

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Inhalt

Das glaube ich auch

Über einen Mann, der sehr gut von Verschwörungstheorien lebt

Diese entsetzliche Lücke

Immer mehr Chinesen flüchten in die USA. Die meisten fliegen visafrei nach Ecuador, um dann den Darién Gap zu überqueren, die Dschungelroute von Kolumbien nach Panama. Nadja Drost ist diesen mörderischen Weg schon vor vier Jahren mitgegangen

Mein letztes erstes Mal / Kann man einen guten Text über den ersten Sprung vom Dreimeterbrett schreiben? Kann man

Die Dialektik der Aufwärmung / Die überfällige Lobeshymne auf das Murmeltier

Höhen & Tiefen / Tief drinnen in einem Hochhaus

Up in the air / Melli Beese, Deutschlands erste Pilotin, sollte man kennen

Der Berg ruft / In Siegen bei den Armen, die dort auf einem Berg wohnen

Können Sie Sex? / Wir hören Sie schon „ja, klar!“ schreien … Aber lesen Sie doch erst mal

Diese entsetzliche Lücke / Mit Flüchtenden aus Afrika durch den Dschungel zwischen Panama und Kolumbien

Kein Mann seiner Klasse / Würde Hans Paasche heute noch leben, wäre er gegen die AfD, Massentierhaltung und Google. Ein topmoderner Mann, der vor hundert Jahren ermordet wurde

Haltung bewahren / Sie suchen noch Bilder für die Wand? Nehmen Sie diese herrlich taumelnden Boxer

Die Befreiung / Über eine Frau, die ihre miserable Ehe und die Zumutungen von Hartz IV hinter sich ließ

Unter uns / Als mir meine Nachbarin mal zu nah kam

Ganz schön am Boden / Eine Airline, die nicht mehr hochkommt, ist ein wunderbares Fotomotiv

Leidseeing / Besser als immer nur zum Brandenburger Tor: In Berlin gibt es Stadttouren mit Obdachlosen

Die Unsichtbaren / Die Tomate aus dem Supermarkt? Wahrscheinlich von einem lächerlich bezahltem Migranten in sengender italienischer Hitze geerntet

Mitarbeiter dieses Hefts

Birte Ludwig

Artdirection

Man macht sich ja überhaupt keinen Begriff davon, was es für einen Grafikdesigner bedeutet, ein ganzes DUMMY-Heft allein zu gestalten. Dieser einschüchternden Mammutaufgabe begegnen manche Art-Direktoren mit maximaler Ordnung: Sie arbeiten mit langen To-do-Listen, legen alles brav in virtuellen Ordnern ab und unterhalten ein Depot mit Traubenzucker und Matetee. Von alldem sah man bei der gebürtigen Hamburgerin Birte Ludwig (51) nichts. Stattdessen schaffte sie es nicht nur, zehn Geschichten gleichzeitig zu layouten und dabei Unmengen von Ideen wieder zu verwerfen – sie ließ aus dem scheinbaren Chaos ein Heft mit ausgewogener gestalterischer Dramaturgie und herrlich charmanten Schriften entstehen.

Nadja Drost

Reporterin

Als die kanadische Reporterin Nadja Drost in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá für Magazine und Fernsehsender arbeitete, hörte sie immer mal von einer gefährlichen Route, die Flüchtlinge aus aller Welt nehmen, um in die USA zu gelangen. Der Darién liegt im Grenzgebiet von Kolumbien und Panama und ist dicht von Regenwald bedeckt. Bis zu vierzehn Tage kämpfen sich die Menschen durch unwegsamstes Gelände. Regen, Drogengangs, Räuber und wilde Tiere machen den Weg zur Tortur – auch für Drost. Denn irgendwann gelang es ihr tatsächlich, eine Gruppe von Flüchtenden zu begleiten

Marzena Skubatz

Fotografin

Wellenreiter in der Arktis, ausgestopfte Vögel in Finnland, eine Wetterstation in Island – die Fotografin Marzena Skubatz hat ein wahnsinnig breites Portfolio, zudem zieht es sie gern in die Welt, bevorzugt in den Norden. Für DUMMY musste sie nur nach Kreuzberg, um die 42-jährige Ukrainerin Oksana zu proträtieren. Die hatte in ihrer Ehe zwanzig Jahre Erniedrigungen und Demütigungen von ihrem Mann ertragen müssen und sich schließlich – auch aus finanziellen Gründen – gegen ein zweites Kind entschieden.