Zuhause

„Zu Hause ist es doch am schönsten.“ So floskelhaft wurde einst die Gemütlichkeit gepriesen, der Rückzug ins Private, nachdem die Welt draußen in Trümmer gelegt worden war. Polstergarnitur, Schrankwand und Schnittchen auf dem Tisch gehörten zur festen Ausstattung. Zu Hause war aber schon immer nicht für alle eine gemütliche Angelegenheit, neben den Opfern der Gentrifizierung gibt es auch viele, die Angst vor häuslicher Gewalt haben. Man kann daher nur hoffen, dass sich konservative Politiker, die vor nicht allzu langer Zeit nichts Schlimmes daran fanden, wenn Männer ihre Frauen vergewaltigen, wirklich besonnen haben – und das behauptete Bewusstsein für dieses Problem nicht nur dazu dient, Muslime madig zu machen, weil die ja bekanntlich ihre Frauen rund um die Uhr kujonieren. Überhaupt lassen sich die vor Kriegen und Armut fliehenden Menschen prima gebrauchen, um eine überkommene Definition von Heimat aus der Kiste zu holen, deren Integrität durch Fremde bedroht wird. Umso wichtiger, dass man nicht Nationalisten und ihren frustrierten Wählern das Feld überlässt, wenn es gilt, Begrifflichkeiten der Ankunft und des Fortgehens, des Sich-heimisch-Fühlens und der Entfremdung mit Inhalten zu füllen. Dieses Heft soll definitiv dazu beitragen.

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Inhalt

Ali, Allah und ich

Ali, Allah und ich

Wie ein Syrer das Bild meiner Heimat veränderte

Sie

Sie

So gut wollte ich meine Nachbarin eigentlich nie kennenlernen

Lieber P. / Der Brief einer Frau an den Mann, der sie jahrelang geschlagen hat

Porträt eines Stubenhockers / Dieser Mann hat die beste CO2-Bilanz von allen

Man muss das lieben / Und zwar den Trailerpark bei Gifhorn. Ein Besuch

Schwer in Ordnung / Diese japanische Familie lässt uns rein

Das Spiel ist aus / Rien ne va plus: Die Oakland Raiders ziehen nach Las Vegas

Kommunestmus / Die Webervögel in der Kalahari bauen die schönsten Nester

Refugees welcome / Aus Angst vor Flüchtlingen fliehen diese Deutschen nach Ungarn

Volles Haus / Ich habe lange gebraucht, um zu merken, dass meine Mutter ein Messi ist

Ich kann leider nicht bleiben / Der Klimawandel zwingt die Nomaden in der Mongolei zur Sesshaftigkeit

  • DUMMY Zuhause
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Mitarbeiter dieses Hefts

Max Winter (30), Marius Land (28), Sascha Bente (30)

Max Winter, Marius Land, Sascha Bente

Art-Direktoren-Trio

Die drei waren ein regelrechter Glücksfall. Schon zu Beginn der Produktion überraschten sie uns mit ihrem politischen Furor und einem Stoß wichtiger Themen. In der Folge schalteten sie sich immer wieder resolut in die redaktionellen Manöver publizistischer Zuspitzung ein. Wenn nicht alles täuscht, sind die drei bereits Vertreter einer neuen Grafikdesigner-Generation, die es nicht mehr beim Schönmachen belässt, sondern mit ihrer Arbeit aktiv den gesellschaftspolitischen Diskurs befruchten will.

Jonas Wresch (29)

Jonas Wresch

Fotograf

Den „Sternsee“ und den „Erlengrund“ in der Nähe von Gifhorn kannte er schon von früheren Besuchen. Bereits als Student hatte Wresch hier in zwei aufeinanderfolgenden Jahren temporär gewohnt und die Dauercamper fotografiert. Was ihm damals wie heute auffiel, war die große Gastfreundschaft. Entgegen dem Klischee hatten die Dauercamper keine Probleme mit Fremden, sondern luden unsere Reporter gleich in ihre Hütten ein. Etwa 60 Menschen leben bei Gifhorn in kleinen, schlecht isolierten Holzhäuschen oder Wohnwagen. „Fast alle haben Brüche in ihren Biografien. Oft sind es Trennungen, Todesfälle oder Pleiten, die sie dazu bewegen, dauerhaft auf den Campingplatz zu ziehen“, sagt Wresch.

Antje Joel (51)

Antje Joel

Autorin

Seit 14 Jahren ist die Autorin und Journalistin alleinerziehend und ernährt mit ihrem Schreiben die Familie. Ihre zwei Ex-Männer kümmerten sich weder um die gemeinsamen Kinder, noch zahlten sie je Unterhalt für sie. Dass Antje trotz aller Anstrengungen und Widrigkeiten ziemlich glücklich ist mit ihrem jetzigen Leben, versteht man nur allzu gut, wenn man ihren DUMMY-Text gelesen hat: Es ist ein Brief an ihren ersten Ehemann, den sie mit 16 Jahren kennenlernte und der sie jahrelang geschlagen und gedemütigt hat.