Nacht

Im Zuge der Globalisierung ist sich die Welt näher gekommen, manchmal etwas zu nah. Nicht nur beuten reiche Ländern ärmere nach wie vor hemmungslos aus, auch haben sie manche Regionen durch den Import merkantiler Beliebigkeit ihrer Eigenheiten beraubt. Wer heute nach Saigon fährt, könnte auch in Hong Kong oder Kuala Lumpur sein. Der Café bei Starbucks schmeckt gleich, die Hemden bei Zara sind die selben. Wenn man sich die Geschichten dieses Heftes anschaut, die die Reporter in aller Welt erlebt haben, könnte man meinen, dass sich die Verschiedenheit auch nationaler Identitäten eher in den Nächten zeigen. Die Art, wie die Menschen in den Favelas von Rio Musik machen und tanzen, wird man nirgendwo sonst auf der Welt finden. Die Lust am bierseligen Handgemenge, die man in einer nordirischen Kneipe spürt und den Stoizismus der Obdachlosen auf den Straßen Moskaus auch nicht. Night on earth, so heißt ein wunderbarer Film von Jim Jarmusch, dessen Episoden rund um den Globus spielen. Diese Erzählweise haben wir uns zu eigen gemacht, denn irgendwo ist es immer dunkel – für manche Menschen wie die Narkoleptiker sogar mitten am Tag.

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Inhalt

Seid ihr noch da?

Ein Tag unter Narkoleptikern

Draußen vor der Tür DUMMY

Draußen vor der Tür

30 Euro für Blasen, 40 für Ficken, 50 für beides. Oder alles noch billiger. Huren aus Osteuropa, Freier von der Uni, ein guter Bulle und zwei 15-Jährige im Gebüsch. Eine Nacht auf dem Straßenstrich an der Berliner Kurfürstenstraße

Mach bitte das Licht aus / Ein Gespräch über Nachtmahre und Bar-Flys

Funk you! / Vergesst die Copacabana! Die heftigsten Partys steigen in den Favelas

Lichtblicke / Zum Sternegucken in den Knast

Ihr Penner / I want to wake up in a city that never sleeps

Lightkultur / Der Ditten Welt geht ein Licht auf

Heiliges Endlager / Jesses, Maria und Josseffffff! In Jerusalem zoffen sich die Christen

Zwei in einer Nacht / Ein Mann über die Liebe seines Lebens und wie es zu Ende ging

Als ich einmal mich selbst rettete / Ausgerechnet in einer irischen Assi-Kneipe schaffte dieser Fotograf die Wende

Die Eisheiligen / Zieh dich warm an, Putin: Mit dem Kältebus durch das Moskau

Der talentierte Signore Pipino / Über einen Dieb, der im Dogenpalast das Wertvollste stahl

  • DUMMY Nacht
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Mitarbeiter dieses Hefts

Brenda Büttner & Steffen Budke

Brenda Büttner und Steffen Budke

Artdirektoren

Schon im Frühjahr klopften Brenda Büttner und Steffen Budke an unsere Tür, um mal zwanglos anzufragen, wie das denn so aussähe mit dem Gestalten einer DUMMY-Ausgabe. Gut schaut´s aus, dachten wir, nachdem wir das bisherige Œuvre der zwei gesichtet hatten – darunter einige Ausgaben des Familienmagazins „Nido“. Was darin steht ist war nicht so unseres, aber gestaltet ist das Magazin stets fein. So kamen wir also zusammen, und anstatt in der Vorweihnachtszeit – wie von Nido empfohlen – aus Klopapierrollen einen Adventskalender zu basteln, bastelten wir an diesem Magazin herum.

Rubén Salgado Escudero

Fotograf

In vielen entlegenen Dörfern kam ab 18 Uhr das Leben praktisch zum Stillstand. Wenn die Leute keine Kerzen anmachten, war es stockdunkel. Für Benzin mussten sie fünf Tage lang arbeiten, deswegen liefen die Generatoren nur selten. In anderen Dörfern gab es dagegen Solarzellen, Batterien und Licht. Der Unterschied war enorm, erzählt Escudero. Für seine Serie reiste Escudero auch nach Indien und Uganda. Überall portraitiert er die Menschen nachts im Schein ihrer Solarlampen. Mit klassischem Fotojounalismus habe das nichts zu tun, sagt er. „In einer Welt, in der alle mit Bildern bombardiert werden, muss man neue Wege finden, um visuelle Geschichten zu erzählen. Sonst erreicht man die Leute nicht mehr.“

Kathrin Tschirner

Kathrin Tschirner

Fotografin

Seit zwei Jahren fotografiert Tschirner das Geschehen auf dem Straßenstrich in Berlin Schöneberg mit einem ganz eigenen, beiläufigen Blick. Ihr Interesse für den Ort wurde geweckt, als sie eine Zeit lang in der Nähe lebte. Die Welt der Nachbarn und das Milieu seien wie Öl und Wasser gewesen, so Tschirner, sie stießen sich ab, nichts habe sich vermischt. „Die Frauen haben damals durch mich durchgesehen, aber ich kam mit ihnen klar. Was mich störte, waren die Freier“, sagt die Fotografin. „Man musste immer in Bewegung sein, um nicht angesprochen zu werden.“